Weil gute Pflege nur mit Selbstfürsorge gelingen kann
Wenn morgens um sechs der Wecker klingelt, der erste Verbandswechsel ansteht und gleichzeitig das Büro ruft, bleibt oft kaum Zeit zum Durchatmen. Als pflegender Angehöriger tragen Sie viel Verantwortung – Tag für Tag. Vielleicht fragen Sie sich: Wie lange halte ich das durch? Wer hilft mir, wenn ich selbst nicht mehr kann? Die Sorge um den geliebten Menschen ist groß, doch die eigene Erschöpfung wächst oft schleichend.
Dieser Beitrag zeigt Ihnen sieben konkrete Wege, wie Sie sich selbst entlasten können – durch mehr Struktur, gezielte Entlastungsleistungen und bewusste Selbstfürsorge. Denn nur wenn es Ihnen gut geht, können Sie auch für andere da sein.
7 praktische Tipps zur Entlastung pflegender Angehöriger
Tipp 1: Entlastungsbetrag gezielt nutzen
Pflegebedürftige mit Pflegegrad 1 bis 5 haben Anspruch auf einen monatlichen Entlastungsbetrag von 125 Euro. Dieses Geld können Sie z. B. für Haushaltshilfen, Betreuungsangebote oder Alltagsbegleiter einsetzen – und sich selbst wertvolle Pausen verschaffen. Informieren Sie sich bei Ihrer Pflegekasse über passende Angebote vor Ort. Oft hilft schon ein einmal wöchentlicher Besuchsdienst, um spürbare Erleichterung zu schaffen.
Tipp 2: Pflegedienst gezielt einbinden
Auch wenn Sie vieles selbst übernehmen möchten – professionelle Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst kann gezielt entlasten. Überlegen Sie, welche Aufgaben Ihnen besonders schwerfallen (z. B. Körperpflege, Medikamentengabe) und geben Sie diese bewusst ab. So bleibt mehr Zeit und Energie für das, was nur Sie geben können: Nähe, Vertrauen und Vertrautheit.
Tipp 3: Pflegezeit und Familienpflegezeit nutzen
Gesetzlich haben Sie als Angehöriger Anspruch auf Pflegezeit (bis zu 6 Monate Freistellung) und Familienpflegezeit (Reduktion auf bis zu 15 Wochenstunden für max. 24 Monate). Diese Modelle helfen, Pflege und Beruf besser zu vereinbaren. Wichtig: rechtzeitig beim Arbeitgeber anmelden und Fördermöglichkeiten wie das zinslose Darlehen beim Bundesamt für Familie prüfen.
Tipp 4: Feste Tagesstruktur schafft Freiräume
Ein klarer, wiederkehrender Tagesablauf bringt Ruhe in den Alltag und hilft Ihnen, besser zu planen. Struktur reduziert Stress – sowohl für Sie als auch für Ihren Angehörigen. Erstellen Sie einen Wochenplan mit festen Zeiten für Pflege, Mahlzeiten, Pausen und Erledigungen. So gewinnen Sie Übersicht und vermeiden hektisches Improvisieren.
Tipp 5: Achtsame Selbstfürsorge stärken
Fragen Sie sich regelmäßig: Wie geht es mir heute? Selbstfürsorge beginnt mit dem bewussten Wahrnehmen eigener Grenzen. Führen Sie z. B. ein Mini-Tagebuch: „Was hat mir heute gutgetan?“ oder „Was brauche ich morgen?“ Auch kurze Atempausen, ein Spaziergang oder Musik können kleine Kraftinseln sein – wichtig ist: Sie dürfen sich selbst wichtig nehmen.
Tipp 6: Unterstützungsnetzwerk aktivieren
Viele Angehörige möchten nicht zur Last fallen – und verschweigen ihre Überlastung. Doch gezielte Hilfe entlastet spürbar. Bitten Sie Freunde, Nachbarn oder Familie konkret: „Kannst du mir donnerstags beim Einkaufen helfen?“ oder „Könntest du einmal die Woche für eine Stunde bei Oma bleiben?“ So entsteht ein Netz, das trägt.
Tipp 7: Beratung in Anspruch nehmen
Pflegestützpunkte, Sozialdienste oder unabhängige Pflegeberater unterstützen Sie bei organisatorischen, rechtlichen und emotionalen Fragen. Viele dieser Beratungen sind kostenlos und individuell auf Ihre Situation zugeschnitten. Ein gutes Gespräch kann neue Perspektiven eröffnen – und den entscheidenden Schritt zur Entlastung bringen.
Bonus-Tipps: Kleine Maßnahmen mit großer Wirkung
Neben den sieben Hauptwegen gibt es einfache Sofortmaßnahmen, die Sie jederzeit in Ihren Alltag integrieren können. Diese vier Bonus-Tipps helfen Ihnen, mit kleinen Veränderungen spürbar mehr Entlastung zu erleben:
Bonus-Tipp 1: Dokumente griffbereit halten
Halten Sie wichtige Unterlagen wie Pflegegradbescheid, Medikamentenplan oder Vollmachten an einem festen, gut erreichbaren Ort bereit. Das spart im Alltag viel Suchzeit und sorgt für mehr Sicherheit – besonders in Notfällen.
Bonus-Tipp 2: Eigene Gesundheit im Blick behalten
Vernachlässigen Sie Ihre eigenen Arzttermine nicht. Eine stabile Gesundheit ist die Grundlage dafür, andere dauerhaft begleiten zu können. Planen Sie regelmäßig Bewegung, Schlaf und Ernährung bewusst mit ein – auch wenn es manchmal schwerfällt.
Bonus-Tipp 3: Austausch mit Gleichgesinnten suchen
Der Kontakt zu anderen pflegenden Angehörigen entlastet, inspiriert und tröstet. Ob im Gesprächskreis, Online-Forum oder bei einem Pflegestammtisch – das Gefühl, nicht allein zu sein, kann unglaublich stärkend wirken.
Bonus-Tipp 4: Kleine Auszeiten bewusst einplanen
Reservieren Sie sich jeden Tag eine kurze Erholungseinheit – sei es mit einer Tasse Tee am Fenster, einer Lieblingsserie oder fünf Minuten Stille. Diese Mini-Auszeiten helfen, die eigene Kraft zu bewahren und neue Energie zu tanken.
Praktische Hinweise
- Nutzen Sie lokale Angebote wie Alltagsbegleiter, Betreuungsdienste oder Besuchsdienste gezielt.
- Erstellen Sie einen Pflege-Ordner mit allen wichtigen Unterlagen und Telefonnummern.
- Holen Sie frühzeitig professionelle Beratung zur Pflegeorganisation und zu Entlastungsleistungen ein.
Fazit: Entlastung beginnt mit einem ersten Schritt
Diese sieben Wege zur Entlastung pflegender Angehöriger zeigen: Sie müssen nicht alles alleine tragen. Struktur, Unterstützung und Selbstfürsorge helfen Ihnen, Ihre Kraft zu erhalten. Denken Sie daran: Sie sind nicht allein. Wir begleiten Sie auf diesem Weg – mit Respekt, Erfahrung und echtem Verständnis.
Häufig gestellte Fragen
Ein monatlicher Zuschuss von 125 €, den Sie z. B. für Haushaltshilfen oder Betreuung nutzen können.
Pflegebedürftige mit Pflegegrad 1 bis 5.
Klären Sie mit der Pflegekasse oder einem Pflegedienst, welche Leistungen übernommen werden. Wählen Sie gezielt aus, was Sie abgeben möchten.
Pflegezeit ist eine Auszeit bis zu 6 Monate, Familienpflegezeit erlaubt Teilzeit bis zu 24 Monate.
Wenden Sie sich an Pflegestützpunkte, Sozialdienste oder Ihre Krankenkasse.
Nur wenn es Ihnen gut geht, können Sie langfristig für andere da sein.
Holen Sie sich Unterstützung durch Beratung, Pflegekräfte oder Angehörige.
Er hilft bei Struktur, verringert Stress und macht den Alltag planbarer.
Ja, viele Stellen bieten kostenlose, neutrale Pflegeberatungen an.