7 häufige Fehler nach einem Schlaganfall – und wie Sie sie vermeiden

Inhaltsverzeichnis

Wenn plötzlich alles anders ist – wie Sie typische Stolperfallen erkennen und Ihren Angehörigen wirksam unterstützen

Ein Schlaganfall trifft Familien oft unerwartet – und stellt das gesamte Leben auf den Kopf. Klinikaufenthalt, Therapien, Bürokratie und die große Frage, wie es zu Hause weitergeht, fordern Angehörige oft bis an ihre Grenzen. Zwischen Verantwortung und Sorge geschehen Fehler – ganz automatisch. Doch gerade diese typischen Stolperfallen kosten viel Kraft und verhindern, dass sich Pflege langfristig gut organisieren lässt.

In diesem Beitrag erfahren Sie, welche sieben Fehler viele Angehörige nach einem Schlaganfall machen – und wie Sie sie vermeiden. Mit konkreten Tipps, um Klarheit, Entlastung und Sicherheit für sich selbst und Ihren Angehörigen zu schaffen.

Die 7 häufigsten Fehler – und wie Sie sie vermeiden

1. Alles selbst machen wollen

Aus Liebe, Pflichtgefühl oder weil niemand sonst helfen kann: Viele Angehörige übernehmen nach dem Schlaganfall alles allein. Das Problem: Diese Strategie führt unweigerlich in die Überforderung.

So geht es besser: Planen Sie Entlastung mit ein – schon zu Beginn. Bitten Sie Freunde oder Nachbarn um Hilfe, nutzen Sie Pflegeberatung, Tagespflege oder ambulante Dienste. Auch kleine Aufgaben wie Einkäufe oder Behördengänge lassen sich gut aufteilen. Hilfreich ist ein wöchentlicher Energie-Check: Was gibt mir Kraft? Was zehrt?

2. Zu lange auf die Reha warten

„Wir warten erstmal ab …“ – verständlich, aber riskant. Nach einem Schlaganfall zählt jede Woche. Frühzeitige Reha-Maßnahmen sind entscheidend für die Rückgewinnung körperlicher und geistiger Fähigkeiten.

So geht es besser: Informieren Sie sich noch während des Klinikaufenthalts über Rehamöglichkeiten. Fragen Sie gezielt nach Frührehabilitation oder Anschlussheilbehandlung (AHB). Stellen Sie den Reha-Antrag möglichst innerhalb der ersten 14 Tage. Ihre Krankenkasse unterstützt Sie dabei kostenlos.

3. Kommunikationsprobleme unterschätzen

Ein häufiger Irrtum: „Er kann nicht sprechen, aber versteht doch alles.“ Doch oft sind auch das Sprachverständnis oder die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigt. Das führt schnell zu Missverständnissen – und unnötiger Frustration auf beiden Seiten.

So geht es besser: Nutzen Sie einfache, kurze Sätze. Achten Sie auf Blickkontakt, Mimik und Körpersprache. Lassen Sie Pausen zu – ohne Druck. Unterstützende Hilfsmittel wie Bildkarten oder Sprach-Apps können hilfreich sein. Organisieren Sie frühzeitig Logopädie – am besten über eine hausärztliche Verordnung.

4. Keine Alltagsstruktur schaffen

Ein unstrukturierter Alltag macht es für Betroffene besonders schwer, sich zu orientieren. Ohne feste Abläufe entstehen Unsicherheit und emotionale Unruhe – auch für Sie als Angehörige.

So geht es besser: Entwickeln Sie gemeinsam einen Tages- und Wochenplan mit festen Zeiten für Essen, Bewegung und Ruhe. Sichtbare Kalender oder farbige Karten helfen, den Überblick zu behalten. Kleine Rituale, wie ein täglicher Spaziergang oder gemeinsamer Tee, schenken Stabilität und Nähe.

5. Emotionale Reaktionen fehlinterpretieren

Nach einem Schlaganfall sind Stimmungsschwankungen, Traurigkeit oder Reizbarkeit häufig – auch wenn keine psychische Vorerkrankung bestand. Diese Reaktionen sind neurologisch bedingt und sollten nicht persönlich genommen werden.

So geht es besser: Beobachten Sie Veränderungen – aber werten Sie sie nicht sofort. Bieten Sie Gesprächsanlässe, ohne Druck auszuüben. Fachliche Unterstützung durch Hausärzte oder neuropsychologische Angebote kann sehr hilfreich sein. Auch ein Gespräch mit anderen Angehörigen in ähnlicher Lage entlastet.

6. Hilfsmittel und Wohnraumanpassung zu spät beantragen

Viele Angehörige kümmern sich erst um Hilfsmittel oder Umbauten, wenn bereits Probleme auftreten. Doch genau dann ist es oft zu spät – Sturzgefahr, Unsicherheit oder unnötige Abhängigkeit sind die Folge.

So geht es besser: Klären Sie gemeinsam mit Ergo- oder Physiotherapeut*innen, welche Hilfsmittel sinnvoll sind – z. B. Rollstuhl, Duschhocker, Greifhilfen. Ergänzend dazu sollten Sie auch mögliche Umbauten der Wohnung prüfen.

Für sogenannte wohnumfeldverbessernde Maßnahmen – z. B. Türverbreiterung, Badumbau oder Treppenlift – zahlt die Pflegekasse seit Januar 2025 bis zu 4.180 € pro Maßnahme und pflegebedürftiger Person (§ 40 Abs. 4 SGB XI). Leben mehrere Pflegebedürftige im Haushalt, sind bis zu 16.720 € möglich(1). Wichtig: Der Antrag muss vor dem Umbau bei der Pflegekasse eingereicht werden. Sollte sich die Pflegesituation später verändern (z. B. höherer Pflegegrad), kann ein erneuter Zuschuss beantragt werden(1).

7. Eigene Belastung verdrängen

„Ich darf jetzt nicht an mich denken…“ – dieser Satz ist weit verbreitet, aber gefährlich. Wer sich selbst dauerhaft vergisst, verliert früher oder später die Kraft, anderen zu helfen.

So geht es besser: Nehmen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse ernst. Kleine Pausen – 15 Minuten Lesen, ein Spaziergang, ein Kaffee mit Freunden – helfen oft mehr als gedacht. Reden Sie offen über Ihre Situation, z. B. mit Pflegeberater*innen, Selbsthilfegruppen oder psychologischen Angeboten. Sie sind nicht allein.

Bonus-Tipps für mehr Leichtigkeit im Pflegealltag

  • Nutzen Sie Checklisten: Für Termine, Unterlagen und Medikamente – ein einfacher Plan gibt viel Struktur.
  • Dokumente griffbereit halten: Bewahren Sie Pflegebescheide, Medikamentenpläne und Notfallnummern an einem zentralen Ort auf.
  • Fragen Sie aktiv um Hilfe: Oft warten Freunde oder Nachbarn nur auf ein klares Signal.
  • Pausen sind Pflicht: Regelmäßige Erholung ist kein Luxus, sondern notwendig – für Ihre Gesundheit.

Praktische Hinweise für den Alltag

  • Notieren Sie wichtige Fragen für Arzt- oder Beratungsgespräche im Voraus.
  • Planen Sie feste Pflegezeiten und kleine Ruheinseln für sich selbst mit ein.
  • Nutzen Sie kostenfreie Pflegeberatung in Ihrer Region (z. B. Pflegestützpunkte).

Fazit: Kleine Schritte – große Wirkung

Die Zeit nach einem Schlaganfall ist fordernd. Doch mit dem richtigen Wissen, passenden Hilfen und einem bewussten Blick auf sich selbst können Sie viele Stolperfallen vermeiden. Lassen Sie sich nicht entmutigen: Jede kleine Verbesserung zählt. Und denken Sie daran – auch Ihre Kraft ist wichtig.

📥 Jetzt kostenlos herunterladen: Ihr Workbook zum Beitrag

„Nach dem Schlaganfall – diese 7 Fehler kosten Kraft (und wie Sie sie vermeiden)“
Inklusive persönlicher Checkliste, Reflexionsfragen und hilfreichen Links – als PDF zum Ausdrucken oder Speichern.

👉 Jetzt kostenlos herunterladen

Quellen

  1. Bundesgesundheitsministerium – Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen

Guten Tag, ich bin Nico

Das hier ist ein Blog für Fachkräfte im Pflegebereich und Angehörige von Pflegebedürftigen. 

Inhaltsverzeichnis

Fehler erkennen – besser handeln

Dieses Workbook zeigt, worauf es jetzt ankommt. Für mehr Klarheit im Alltag nach dem Schlaganfall.

Lächelnde Pflegerin im Gespräch mit einer älteren Patientin in einem Wohnzimmer in Iserlohn

Namaste, Ich bin Nico

Willst du lernen, wie du Glücklich sein kannst und trotzdem unglücklich?

Unsicher im Umgang mit Ihrem Angehörigen nach dem Schlaganfall?

Ihr Angehöriger hatte einen Schlaganfall – und Sie wollen sicher helfen?
Unsere kostenlose 1:1-Schulung zeigt Ihnen, was jetzt zählt. Praxisnah, verständlich, direkt für Ihre Situation.